Ich betrachte solche kleinen Meinungsverschiedenheiten eher aus technischen Gesichtspunkten, Original ja wenn vernünftig realisiert und auch heute noch kostengünstig erwerblich. Falls es besseren und möglicherweise auch kostengünstigeren Ersatz gibt, dann verzichte ich gerne auf Originalteile!
Schon vor längerer Zeit hat sich ein Nachbar von mir in den Kopf gesetzt, seine vergammelte und unkomplette Puch Cobra GTL 50 von 1976 originalgetreu zu restaurieren. Ich empfahl ihm vor 2 Jahren "wirf die Möhre weg" was er aber ignorierte. Soweit mir bekannt ist hat er auch schon Unsummen in seinen maroden Motor investiert und eine originalverpackte 4 polige Bosch Mhkz Zündung von einem Niederländer bei eBäääh erworben. Dafür löhnte er beinahe 250.- Euronen (inkl. Versandkosten), obwohl ich ihm früher eine gebrauchte aber tadellose 6 polige samt Polrad 0 212 198 007 und alternative Rollerzündspule für 130.- Euro anbot. Meinen Vorschlag "eine ULO Box ansteller der Bleibatterie einzubauen" lehnte er "wegen nicht Original" ab, folglich muß Dummheit auch finanziell bestraft werden! :mrgreen:
Vor wenigen Wochen erfolgte die Jungfernfahrt, der aufwendig reparierte Motor lief relativ schlecht und ich sollte die Zündung korrekt einstellen. Diese Maßnahme brachte nicht viel, weil entweder die Vergasereinstellungen nicht passen, oder andere schwere Sünden begangen wurden, allerdings greife ich Puch Möhren garantiert nicht mehr an. Am nachsten Tag beichtete er mir, daß das Bremslicht nur glimmt und auch der Scheinwerfer zu schwach ist! Folglich habe ich die teure eBäääh Zündung demontiert und auf meinem Prüfantrieb gemessen, dabei stelle sich Ernüchterung ein!
Auch bei fachgerechter 30 jähriger Lagerung entmagnetisieren sich Polräder spürbar, es fehlen ca. 0,5 Ampere Strom bei Höchstrehzahl für den Scheinwerfer, welche sich auch mit nur 32 Watt bei Nennspannung (Biluxlampe aus Frankreich) nicht ausgleichen lassen. In der Schußleuchte der Puch Cobra war eine 6 Volt 21/5 Watt, anstelle der erforderlichen 6 Volt 18/5 Watt Lampe montiert, welche über 1 Ampere mehr Strom bei Nennspannung braucht, siehe diverse Messwerte in folgendem Ordner:
http://www.motelek.net/andere/licht/lampen/Auch mit passender Lampenlast wird "bei Höchstdrehzahl" die erforderliche Nennspannung für das Bremslicht nie erreicht. Es gibt vermutlich auch zahlreiche Zündapp KS125 / KS175 Besitzer welche mit ähnlichen Problemen kämpfen. Nachdem ich meinen unbelehrbaren Nachbarn mit der harten Realität konfrontierte, kämpfte er sichtlich mit einem nassen Gesicht! :mrgreen: Dafür schenkte ich ihm als Zeichen "guten Willens" eine meiner letzten 6 Volt 18/5 Watt BAY15d Zweifadenlampen, welche schon sehr schwer erhältlich sind!
Um dieses Problem zu verbessern hilft entweder fachgerechtes aufmagnetisieren des Polrades, oder umwickeln der Generatorspulen! Unter 2000 Upm ist bei diesen Zündanlagen auch im Idealfall kein Rücklicht oder Bremslicht wirklich erkennbar (außer in der Dunkelkammer), eben technische Fehlkonstruktion der 70er Jahre! Absolute Originalität ist für technische Museen zweckmäßig, aber garantiert nicht für die heutige Zeit im öffentlichen Straßenverkehr!
PS: So viel zum Thema "6 Volt" !